GedichtGedichte

Das Gedicht „Die Verschweigung“ stammt aus der Feder von Christian Felix Weiße.

Sobald Damotäs Chloen sieht,
So sucht er mit beredten Blicken
Ihr seine Klagen auszudrücken,
Und ihre Wange glüht.
Sie scheinet seine stillen Klagen
Mehr als zur Hälfte zu verstehn;
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.

Vermisst er Chloen auf der Flur
Betrübt wird er von dannen scheiden,
Dann aber hüpft er voller Freuden,
Entdeckt er Chloen nur.
Er küsst ihr unter tausend Fragen
Die Hand, und Chloe lässt’s geschehn;
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.

Sie hat an Blumen ihre Lust;
Er stillet täglich ihr Verlangen;
Sie klopft ihn schmeichelnd auf die Wangen.
Und steckt sie vor die Brust.
Der Busen bläht sich, sie zu tragen,
Er triumphiert, sie hier zu sehn;
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.

Wenn sie ein kühler heitrer Bach,
Beschützt von Büschen, eingeladen,
In seinen Wellen sich zu baden:
So schleicht er listig nach.
In diesen schwülen Sommertagen
Hat er oftmals zugesehn;
Und er ist jung, und sie ist schön:
Ich will nichts weiter sagen.

Anmerkung: Grundlage des Liedes (K.518) von Mozart ist eine Variante von Der Zauberer, ebenfalls von Christian Felix Weiße (1726 - 1804).

Mozarts wenige Lieder sind repräsentativ für das Lied des achtzehnten Jahrhunderts und seine Tendenz zu sentimentaler Melancholie. In den Gedichten wird häufig auf Tränen, Gräber und Einsamkeit Bezug genommen, so z. B. in "Abendempfindung an Laura" (KV 523) und "An die Einsamkeit" (KV 391). Einige sind satirisch, wie "Die Verschweigung", K. 518, und eines, "Das Veilchen", K. 476, erinnert in seiner durchkomponierten Form sogar an die Ballade des achtzehnten Jahrhunderts.

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