GedichtGedichte

Das Gedicht „Blaue Hortensie“ stammt aus der Feder von Rainer Maria Rilke.

So wie das letzte Grün in Farbentiegeln
sind diese Blätter, trocken, stumpf und rauh,
hinter den Blütendolden, die ein Blau
nicht auf sich tragen, nur von ferne spiegeln.

Sie spiegeln es verweint und ungenau,
als wollten sie es wiederum verlieren,
und wie in alten blauen Briefpapieren
ist Gelb in ihnen, Violett und Grau;

Verwaschnes wie an einer Kinderschürze,
Nichtmehrgetragnes, dem nichts mehr geschieht:
wie fühlt man eines kleinen Lebens Kürze.

Doch plötzlich scheint das Blau sich zu verneuen
in einer von den Dolden, und man sieht
ein rührend Blaues sich vor Grünem freuen.

Anmerkung: Die Gattung Hydrangea umfasst Zierpflanzen, die gemeinhin als Hortensien (lat. "hortus" (Garten)) bekannt sind und in Süd- und Ostasien (insbesondere in China, Korea, dem Himalaya, Indonesien und Japan) sowie in Amerika heimisch sind.
Die meisten sind 1-3 m hohe Sträucher, aber einige sind kleine Bäume und andere Lianen, die bis zu 30 m hoch werden, indem sie an Bäumen hochklettern. Sie sind entweder laubabwerfend oder immergrün, wobei die in den gemäßigten Zonen weit verbreiteten Arten alle laubabwerfend sind.

Die Blüten vieler Hortensien sind natürliche pH-Indikatoren: Sie blühen blau, wenn der Boden sauer ist, und rosa, wenn der Boden alkalisch ist.

Die Gattung ist wahrscheinlich nach einer Frau benannt, aber es ist nicht sicher, nach welcher.
Häufig wird auf Hortense de Beauharnais, der Tochter der französischen Kaiserin Joséphine de Beauharnais, Bezug genommen, aber sie war noch nicht geboren, als die Gattung um 1771 vom Botaniker Philibert Commerson so benannt wurde.
Es wird vermutet, dass es sich bei der erwähnten Hortense in Wirklichkeit um Hortense von Nassau handelte, der Tochter von Karl Heinrich von Nassau-Siegen, die als Mann verkleidet, an einer Weltumsegelung teilnahm.

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