GedichtGedichte

Das Gedicht „Flirt“ stammt aus der Feder von Thekla Lingen.

I.

Du möchtest lieben, sagst du mir -
Ach nur ein einzig Mal
Ersehnst du diese Wonne dir
Mit ihrer Lust und Qual!

Ich soll den Zaubertrank dir leihn,
Wähnst du mit leichtem Sinn -
Je nun, mein Freund, ich sag nicht nein,
Doch - weißt du, wer ich bin?

Wenn angefacht mit keckem Mut
Ich hab' der Sinne Brand,
Dann - wärme ich an ihrer Glut
Nur meine kalte Hand.

Denn ich soll hart und grausam sein,
So hat man mich belehrt;
Doch - mich zu lieben, sei allein
Schon eines Lebens wert!

So sagen sie. - Nun kennst du mich,
Ich sagte nicht zu viel.
Willst du an mir versuchen dich -?
Mich lockt das kühne Spiel.

Vielleicht werd' ich dir dankbar sein,
Versuche unbeirrt!
Es sprühet Funken auch der Stein,
Wenn ihn der Stahl berührt.

II.

Klag nicht, ich kann dich nicht erhören,
Mich schreckt die Glut, die ich entfacht;
Ich wollte dich nicht so betören,
Als ich getändelt und gelacht.

Wohl hast du von den Männern allen
Gar süß mein kaltes Herz berührt,
Wohl hat dein Werben mir gefallen
Und deine Jugend mich verführt.

Auch trafst du mich zu einer Stunde,
Da sehnsuchtschwer mein Herz und bang,
Wo mir die Lieb' aus deinem Munde
Verheissungsvoll entgegenklang.

Nun, wo ich meinen Sinn bezwungen
Und still und weise worden bin,
Mir kaum den Frieden hab' errungen,
Nun trittst du fordernd vor mich hin.

Lass ab! Mich füllen andere Welten,
Nach Höherem steht jetzt mein Sinn -
Du magst mich kalt und grausam schelten,
Wo ehrlich ich und mutig bin.

III.

Du hast mit kühnen Worten
Und Blicken entfacht meinen Sinn,
Dass ich betört und bezwungen
In den Arm dir gesunken bin.

Wir küssten uns lange, lange -
Süß war es und köstlich wohl!
Dann schrack ich empor aus den Küssen,
Wie war unser Treiben so toll!

Doch sank mein Wille - Ermüdet
Im grausamen Spiel mit der Lust,
Barg ich mich unter Tränen
Hingebend an deine Brust.

Und lag und weinte und bangte,
Hab' nach einem Wort nur gespäht -
Du wolltest nur Wünsche und Küsse,
Und mich hast du Kalter verschmäht!

VI.

Du liebst nicht, du willst nur betören,
Du willst mich schwach und bebend sehn -
Dann wirst du mir den Rücken kehren
Und wie ein Sieger von mir gehn.

Doch nimmer wird es dir gelingen -
Denn lockst die Sinne du allein
Und kannst die Seele nicht bezwingen,
So werde ich der Sieger sein.

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