GedichtGedichte

Das Gedicht „Sachliche Romanze“ stammt aus der Feder von Erich Kästner.

Als sie einander acht Jahre kannten
(und man darf sagen: sie kannten sich gut)
kam ihre Liebe plötzlich abhanden.
Wie andern Leuten ein Stock oder Hut.

Sie waren traurig, betrugen sich heiter,
versuchten Küsse, als ob nichts sei,
und sahen sich an und wussten nicht weiter.
Da weinte sie schließlich. Und er stand dabei.

Vom Fenster aus konnte man Schiffen winken.
Er sagte, es wäre schon Viertel nach vier
und Zeit, irgendwo Kaffee zu trinken.
Nebenan übte ein Mensch Klavier.

Sie gingen ins kleinste Café am Ort
und rührten in ihren Tassen.
Am Abend saßen sie immer noch dort.
Sie saßen allein, und sie sprachen kein Wort
und konnten es einfach nicht fassen.

Analyse

Das Gedicht „Sachliche Romanze“ (1928; Epoche der Neuen Sachlichkeit) besteht aus 4 Strophen mit je 4 Versen in den ersten drei Strophen, und 5 Versen in der letzten. Es folgt dem Reimschema eines Kreuzreims [abab] wobei die vierte Strophe "erweitert" ist [aba(a)b]. Das Versmaß ist ein nicht einheitlicher Wechsel zwischen Jambus und Daktylus und die Kadenzen sind überwiegend männlich.

Inhalt

In dem Gedicht werden ein Mann und eine Frau vorgestellt, deren Liebe zueinander nach 8 Jahren „plötzlich abhanden“ gekommen ist. Ein konkreter Grund für die Trennung wird nicht angegeben.

Hintergrund

Emil Erich Kästner (1899 - 1974) war ein deutscher Schriftsteller, Lyriker, Drehbuchautor und Satiriker, der vor allem für seine humorvollen und sozialkritischen Gedichte sowie für Kinderbücher wie "Emil und die Detektive" bekannt ist. Für seine Autobiografie "Als ich ein kleiner Junge war" erhielt er 1960 die internationale Hans-Christian-Andersen-Medaille. Insgesamt wurde er in sechs Jahren für den Literaturnobelpreis nominiert - gewann ihn aber nicht.

Im Jahr 1926 trennte sich Erich Kästner von seiner Jugendliebe Ilse Julius, mit der er seit dem Sommer 1919 liiert war. Diese für ihn bedeutungsvolle „Grande Liaison“ prägte seine späteren romantischen Beziehungen.


Die Romanze ist eine für die spanische, iberische und lateinamerikanische Literaturtradition charakteristische Gedichtform, die in der gleichnamigen metrischen Kombination (achtsilbige Reime mit Assonanz in den geraden Zeilen) verfasst ist. Sie ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen erzählenden Subgenre.

Romantik ist ein Gefühl der Liebe oder eine starke Anziehung zu einer anderen Person und das Balzverhalten einer Person, um diese Gefühle und daraus resultierenden Emotionen auszudrücken. Dieser Begriff wurde in erster Linie von den westlichen Ländern nach 1800 sozialisiert, Liebe ist die notwendige Voraussetzung für die Aufnahme einer intimen Beziehung und stellt das Fundament dar, auf dem die nächsten Schritte in einer Familie aufgebaut werden können.

Die Entstehung des Liebesgefühls ist meist das Ergebnis einer allmählichen gegenseitigen Entdeckung durch eine Begegnung, der Entwicklung einer freundschaftlichen Beziehung oder seltener einer Liebe auf den ersten Blick, die den Eindruck einer sehr starken Kompatibilität zwischen den Personen vermittelt, die sie empfinden, bis hin zur idealisierten Vorstellung eines Seelenverwandten. Viel seltener kann sich eine Liebesbeziehung auch aus einer arrangierten Ehe oder einem "One-Night-Stand" entwickeln. Sie ist fast immer die Basis für körperliche Annäherung (Küssen, Streicheln) bis hin zu sexuellen Beziehungen, obwohl sie auch ohne diese Elemente auskommen kann.

In jeder Kultur und zu jeder Zeit hat die Liebesbeziehung spezifische Codes (in der westlichen Kultur gibt es z. B. den Valentinstag, der seit Ende des 20. Jahrhunderts eine kommerzielle Dimension angenommen hat), aber auch Codes für Flirt, Sexualität, Fortpflanzung usw. und kann nur im Rahmen der Ehe erlaubt sein. Eine Liebesbeziehung kann exklusiv (immer ein Liebespartner) oder nicht exklusiv (Polyamorie, Polygamie), heterosexuell und/oder homosexuell, auffällig zur Schau gestellt, diskret oder geheim usw. sein. In diesen Lebensabschnitten koexistieren Gefühle, Träume und Verlangen mit Momenten der Enttäuschung, Ablehnung und Trennung, die die körperliche, geistige und sexuelle Gesundheit beeinträchtigen.

 

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