GedichtGedichte

Das Gedicht „Das Mittelalter“ stammt aus der Feder von Otto von Loeben.

Es träumte mir, ein Greis mit Silberhaaren
Entführte mich auf eines Schlosses Zinnen;
Mit Wonne noch bewegt es meine Sinnen,
Wie mir geschah, als wir da oben waren.

Ich sah die Schiff’ und Wimpel unten fahren,
Durch offne Gauen edle Ströme rinnen;
Ich sah den Wäldern Jägernez’ entspinnen.
Ich sah am Quell die Hirsche bei den Aaren.

Viel Städte schaut’ ich, hoch’ und niedre Türme,
Den Blick umfing ein stolzes Wohlbehagen
Bei diesen Märkten, Straßen, Gärten, Toren.

Mit einmal tönt es hohl, als ob man stürme;
Der Greis verschwand, ich hört’ ihn nur noch sagen:
„Dies war das Paradies, das ihr verloren.“

Anmerkung: In der europäischen Geschichte dauerte das Mittelalter etwa vom späten 5. bis zum späten 15. Jahrhundert und entspricht der nachklassischen Periode der Weltgeschichte. Es begann mit dem Untergang des Weströmischen Reiches im Jahr 476 n. Chr. und endete mit dem Fall Konstantinopels im Jahr 1453 n. Chr., bevor es in die Renaissance und das Zeitalter der Entdeckungen überging. Das Mittelalter ist die mittlere der 3 traditionellen Abteilungen der westlichen Geschichte: Antike, Mittelalter und Neuzeit. Das Mittelalter selbst wird in das Früh-, Hoch- und Spätmittelalter unterteilt.

 

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