GedichtGedichte

Das Gedicht „Wenn alle untreu werden“ stammt aus der Feder von Max von Schenkendorf.

Wenn alle untreu werden,
So bleib ich euch doch treu,
Dass immer noch auf Erden
Für euch ein Streiter sei.
Gefährten meiner Jugend,
Ihr Bilder bess’rer Zeit,
Die mich zu Männertugend
Und Liebestod geweiht.

Wollt nimmer von mir weichen,
Mir immer nahe sein,
Treu wie die deutschen Eichen,
Wie Mond- und Sonnenschein.
Einst wird es wieder helle
In aller Brüder Sinn,
Sie kehren zu der Quelle
In Lieb’ und Reue hin.

Es haben wohl gerungen
Die Helden dieser Frist,
Und nun der Sieg gelungen
Uebt Satan neue List.
Doch wie sich auch gestalten
Im Leben mag die Zeit,
Du sollst mir nicht veralten,
O Traum der Herrlichkeit.

Ihr Sterne seid mir Zeugen
Die ruhig niederschau’n,
Wenn alle Brüder schweigen
Und falschen Götzen trau’n;
Ich will mein Wort nicht brechen
Und Buben werden gleich,
Will predigen und sprechen
Von Kaiser und von Reich.

Abweichend existieren für die letzte Zeile folgende unterschiedliche Versionen:

  • vom heil’gen deutschen Reich
  • von unserem Österreich
  • von Gottes Himmelreich.

Anmerkung: Dieses Volks- und Studentenlied stammt aus dem Jahre 1814. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde es als „Treuelied“ (ohne die 3. Strophe) von der Schutzstaffel (SS) verwendet. Im SS-Liederbuch war es nach dem "Deutschlandlied" und dem "Horst-Wessel-Lied" exponiert an dritter Stelle aufgeführt.

Schenkendorf versah das Lied mit der Widmung „Erneuter Schwur, an den Jahn, vonwegen des heiligen deutschen Reiches“. Als Inspiration diente ein gleichnamiges geistliches Lied von Novalis (gedruckt 1802). Die Melodie wurde in leicht abgewandelter Form von "Pour aller à la chasse faut être matineux" (Wer jagen will, muss früh aufstehen), einem französischen Jagdlied von 1724, übernommen.

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