GedichtGedichte

Das Gedicht „Es ist ein Ros' entsprungen“ stammt aus der Feder von Michael Praetorius.

Es ist ein Ros' entsprungen
aus einer Wurzel zart,
wie uns die Alten sungen,
von Jesse kam die Art
und hat ein Blümlein 'bracht
mitten im kalten Winter,
wohl zu der halben Nacht.

Das Röslein, das ich meine,
davon Jesaia sagt,
ist Maria die reine,
die uns das Blümlein bracht.
Aus Gottes ewgem Rat
hat sie ein Kind geboren
und blieb doch reine Magd.

Das Blümelein so kleine,
das duftet uns so süß;
mit seinem hellen Scheine
vertreibt's die Finsternis.
Wahr' Mensch und wahrer Gott,
hilft uns aus allem Leide,
rettet von Sünd und Tod.

Wir bitten dich von Herzen,
du edle Königin,
durch deines Sohnes Schmerzen,
wann wir fahren dahin
aus diesem Jammertal:
Du wolltest uns begleiten
bis an der Engel Saal!

So singen wir all' Amen,
das heißt: Nun wird' es wahr,
das wir begehr'n all zusammen:
O Jesu, hilf uns dar
in deines Vaters Reich!
Darin woll'n wir dich loben:
O Gott, uns das verleih!

Anmerkung: Der Text bezieht sich auf Jes 11,1a EU: „Doch aus dem Baumstumpf Isais wächst ein Reis hervor, ein junger Trieb aus seinen Wurzeln bringt Frucht“.
Die Strophen 3-5 wurden von Pastor Friedrich Layriz hinzugefügt und 1844 mit einem neuem Liedsatz veröffentlicht.

Im christlichen Kontext steht Maria als Rosenstock, der aus der Wurzel entstand, und sowohl „Röslein“ als auch „Blümlein“ metaphorisch für Jesus.

Botanisch bezieht sich das Gedicht auf die Christrose (auch Schneerose oder Schwarzer Nieswurz (Helleborus niger)) aus der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) - weitere Vertreter sind Adonisröschen, Windröschen, Eisenhut, Schwarzkümmel - allesamt eben keine Rosengewächse.
Die Hauptblütezeit der Christrose (siehe auch: Die weiße Weihnachtsrose) ist von Februar bis April, sie kann jedoch je nach Schnee- und Höhenlage auch schon im November beginnen bzw. im Mai enden.

 

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