GedichtGedichte

Das Gedicht „Der Kuss im Traume“ stammt aus der Feder von Karoline von Günderrode.

Es hat ein Kuss mir Leben eingehaucht,
Gestillet meines Busens tiefstes Schmachten,
Komm, Dunkelheit! mich traulich zu umnachten,
Dass neue Wonne meine Lippe saugt.

In Träume war solch Leben eingetaucht,
Drum leb ich, ewig Träume zu betrachten,
Kann aller andern Freuden Glanz verachten,
Weil nur die Nacht so süßen Balsam haucht.

Der Tag ist karg an liebesüssen Wonnen,
Es schmerzt mich seines Lichtes eitles Prangen
Und mich verzehren seiner Sonne Gluten.
Drum birg dich Aug dem Glanze ird´scher Sonnen!
Hüll dich in Nacht, sie stillet dein Verlangen
Und heilt den Schmerz, wie Lethes kühle Fluten.

Analyse

Das Gedicht „Der Kuss im Traume“ (1810; Epoche der Romantik) besteht aus 3 Strophen mit jeweils 4 (Quartette) bzw. 6 (Sextett) Versen in der letzten Strophe. Das Reimschema der ersten beiden Strophen ist ein umarmender Reim [abba] wobei [a] mit einer männlichen Kadenz und [b] mit einer weiblichen Kadenz endet. In der letzten Strophe kommt der verschränkten Reim [abc abc] zur Anwendung wobei die Verse mit einer weiblichen Kadenz enden. Das Versmaß ist ein fünfhebiger Jambus.

Inhalt / Zusammenfassung

Das lyrische Ich beschreibt sein inneres Gefühlsleben nach einem Kuss. Dieser scheint eine starke & nachhaltige, bis ins esoterische reichende, Wirkung auszustrahlen.

Hintergrund

Ein Kuss ist die Berührung der Lippen einer Person mit der Haut einer anderen Person (oder einen Gegenstand). Als Küsschen oder Busserl (Bussi) bezeichnet man einen Kuss mit fast geschlossenen Lippen auf die Wangen oder auch Lippen des Gegenübers.
Die Bedeutung des Küssens ist sehr unterschiedlich. Je nach Kultur und Kontext kann ein Kuss Gefühle wie Liebe, Leidenschaft, Romantik, sexuelle Anziehung, Zuneigung, Respekt, Begrüßung, Frieden und Glück ausdrücken. In manchen Situationen ist ein Kuss eine rituelle, formelle oder symbolische Geste, die Hingabe, Respekt oder ein Sakrament ausdrückt.

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